Die Jahreszeit des Wachstums und der Blüte ließ in diesem Jahr 2023 lange auf sich warten.
Am Samstag, dem 22. April, hatte es aber der Frühling pünktlich zum Konzert - ihm zu Ehren - nach Neuhausen geschafft und schickte sein Abendlicht durch die geöffnete Tür in die Kirche, durch die nur Minuten später die ca. 70 Mädchen und Jungen des Gymnasialchores Olbernhau zum Altarraum schritten und sich aufstellten.
Ein sichtlich bewegender Moment für den Chorleiter Torsten Reichelt, der mit wenigen Sätzen an die 1188 Tage erinnerte, die seit dem letzten Konzert in der Neuhausener Kirche coronabedingt vergangen waren. Er fand Worte für ehemalige Choristen, die ohne ein solches Abschlusskonzert nach dem Abitur weggegangen waren. Für die anwesenden Zuschauer war klar: Da steht einer, dessen Herz stark für singende und musizierende Kinder schlägt, und es drängt ihn, ein Publikum zu begeistern.
Das knapp zweistündige Konzert spannte den Bogen vom klassischen Kunstlied "Füllt mit Schalle" (Christoph Willibald Gluck aus dem Jahre 1774) und eine Variation der "Kleinen Nachtmusik" von Wolfgang Amadeus Mozart über Volkslieder, wie das im 17. Jahrhundert wurzelnde "Nun will der Lenz uns grüßen" und das aus Italien stammende "Tiritomba" bis hin zum Swing und Pop. Die Solisten Hanah Zoll (Klavier), Vera und Eleonora Vachodska, Natalie Reichelt, Jakob Mühl (Violine), Nathanael Hentschel (Schlagzeug) und Jan Vogel (Trompete) sowie Eleonore Harzer, Jolina Wichmann, Natalie Reichelt, Fine Hunger und Aneta Leichnerova zogen alle Register ihres Könnens, um mit dem Chor im Background die Eurythmics- oder ABBA-Melodien zu zelebrieren.
Es war nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern auch schön anzusehen, wie das farbige Licht durch den Chorraum tanzte und sich über die Gesichter der Singenden ergoss. Selbst Jesus im Hintergrund am Altarbild schien seine Freude zu haben, die auch daher rührte, dass das Publikum mit den Choristen den Kanon "Dona nobis pacem (Gib uns Frieden)" gesungen hat. Damit wurde mit einem Lied ein Zeichen gesetzt: der Wunsch nach Völkerverständigung, Toleranz und friedlichem Miteinander. Und das zeigte dieser Konzertabend in herrlichen Gesten, die nicht in den Noten standen: ein nicht enden wollender ABBA-Titel wird wegen dieses technischen Fehlers wiederholt, die ukrainische Schülerin Eleonora Vachodska stimmt wie selbstverständlich die Geige von Natalie und es findet sich ein Ersatz für den Ersatzpfarrer, der zum Schluss ein Gebet spricht.
Ein großes Dankeschön an die Choristen, die wie eine Eins über hundert Minuten auf der Bühne standen, die Texte im Kopf hatten, Freude versprühten und mit dem Herzen dabei waren!
(NöbA)